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Die Wiederkehr des Unaufgearbeiteten
Über den Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe in der DDR und dessen Gegenwart
Wie war es um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der DDR bestellt? Die DDR war zwar qua Gründungsmythos antifaschistisch – der Staat der GegnerInnen und Verfolgten des NS. Personelle und ideologische Kontinuitäten hingegen wurden kaum thematisiert und gedenkpolitische Initiativen, die von der offiziellen Doktrin abwichen, verboten. Doch das historische Erbe wirkte nach: Rassismus und Antisemitismus waren in der DDR alltäglich und strukturell verankert.
Offiziell aber konnte es im sozialistischen Staat keinen Rassismus und Antisemitismus geben. Schließlich seien dies westliche Phänomene, die DDR hingegen war das Kollektiv der Opfer der NationalsozialistInnen. Dieses Opfernarrativ war ein zentrales Moment in der Abwehr der historischen Schuld und in der anhaltenden Weigerung den Nationalsozialismus als Teil der eigenen Geschichte anzuerkennen.
Diese Weigerung zog sich auch durch die letzten Jahrzehnte. Und mit der anhaltenden Verdrängung der Geschichte, setzte sich auch die Ignoranz gegenüber aktuellen Formen von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt fort. Als nützlich erwies sich dabei weiterhin die Selbstinszenierung als Opfer – jetzt als Opfer des DDR-Regimes und als Wendeverlierer. So wurden schon die rassistischen Pogrome der 90er Jahre, zu einer Art Sozialprotest einer vom Transformationsprozess gebeutelten Bevölkerung verklärt. Diese Art der Apologie rechter Gewalt wird bis heute beständig wiederholt, zuletzt unter anderem bei den Hetzjagden im Sommer 2018 in Chemnitz.
Wir wollen bei der Veranstaltung zum einen über Antisemitismus und zum anderen über die lange Tradition des Nicht-Erinnerns in der SBZ und der DDR sprechen. An konkreten Beispielen soll die Erinnerungskultur der DDR betrachtet und ihre identitätsstiftende Funktion untersucht werden. Dabei interessiert uns welcher Opfer da konkret gedacht wurde und inwieweit dieses Gedenken eine besondere Form der Erinnerungsabwehr darstellt. In einem zweiten Schritt werden wir am Beispiel des NSU-Komplexes den Umgang mit rechter Gewalt heute untersuchen und die Frage aufwerfen, inwieweit sich auch aktuell Formen solchen Nicht-Erinnerns und Verleugnens zeigen.
Es werden teilnehmen:
Fabian Bechtle (Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst)
Dr. Sarah Kleinmann
Hannah Zimmermann (Offener Prozess, ASA-FF e.V.)
Franz Knoppe (grass lifters, ASA-FF e.V.)