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Sa. 02.04.2022 21:00 Uhr
Cafe

EX:IN presents: Laura Agnusdei (IT) [20220402]

Laura Agnusdei (IT) + L’Amicale du Grand Hotel Abgrund + Dataphase und Fragen Fragen

Nachdem wir letztes Jahr das Konzert anlässlich der Veröffentlichung von “Bienvenue à Bord de l’Abgrund” vom Leipziger Impro-Kollektiv “L’Amicale du Grand Hotel Abgrund” auf unserem Label IN:EX vertagen mussten, legen wir dies nun gleich zusammen mit dem Umtrunk anlässlich einer neuer Kassette! Diesmal von einem jungen Musiker aus Usti nad Labem: Dataphase wird sein Debüt Album “Conditions” an diesem Abend erstmalig live präsentieren.
Außerdem freuen wir uns, dass wir Laura Agnusdei an diesem Abend dabei haben, die mit Saxophon und Electronics ihre neue audiovisuelle Live Show performen wird. Und obendrei wird das Ganze noch formschön untermalt von der Chemnitzer Fragen Fragen an den Plattenspielern.
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Laura Agnusdei ist eine elektroakustische Komponistin und Saxophonistin aus Bologna (IT). Sie hat einen Master in elektronischer Musikkomposition am Institut für Sonologie in Den Haag (NL). In ihren Kompositionen ist das Saxophon die Hauptstimme in Klanglandschaften, die zwischen Melodien und Texturen, Liedform und Improvisation wechseln und akustische, digitale und analoge Klangquellen miteinander verschmelzen.
Seit 2016 wurde ihre Musik an vielen Veranstaltungsorten und auf Festivals wie Rewire, Dekmantel, EYE Filmmuseum (NL), Cafè Oto (UK), Node (IT), Ortigia Sound System (IT) präsentiert.
Ihr letztes Album Laurisilva wurde von The Wire und The Quietus beschrieben:

“Ihr Live-Saxophon ist ein Charakter, der rauchig inmitten von Zügen aus Klicks und Quietschen tanzt” – The Wire

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Dataphase ist der junge Musiker Vojtech Groot aus Usti nad Labem, der mit “Conditions” sein erstes Album veröffentlicht. Der Titel des Albums hebt besonders die Umstände der Entstehung der Stücke heraus und spricht auch das Dialektische am Musikmachen an: In den Stücken spiegeln sich bestimmte Bedingungen wieder, sie verändern aber auch unsere eigene Verfassung beim Hören, sie induzieren Gefühle und Stimmungen, wie sie diese reaktualisieren. In diesem Sinne könnte das  Album auch als ein vershuffletes akustisches Tagebuch gehört werden: Momentaufnahmen in Musik verkapselt. Stilistisch geht es breakig und jungelig zu. “Conditions” ist das bisher tanzbarste Tape auf IN:EX.
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Der Begriff “Grand Hotel Abgrund” stammt ursprünglich von Georg Lukács, der den Mitgliedern der Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer, Marcuse, Pollock, Fromm, Neumann) vorwarf, in einem schönen, “mit allem Komfort ausgestatteten Hotel” zu residieren – am Rande des Abgrunds, des Nichts, des Absurden, dem “Grand Hotel Abgrund”. Sie waren Theoretiker, die vor allem den Faschismus kritisierten, aber nicht Karl Marx’ “Elfte These über Feuerbach” folgten: “Die Philosophen haben die Welt nur anders interpretiert; worauf es aber ankommt, ist, sie zu verändern.”

Hier erscheint nun das erste Album des Leipziger Improvisationskollektivs L’amicale de Grand Hotel Abgrund – die Freunde des gemütlichen Hotels am Abgrund. Aber ist Musik in der Lage, die Welt zu verändern? In seltenen Fällen, vielleicht. Aber sicherlich verändert eine bestimmte musikalische Praxis unsere Beziehung zur Welt und zueinander. Dieses Album ist das Ergebnis einer intensiven kollektiven Zusammenarbeit auf der Suche nach einem gemeinsamen Klang, dem Klang des Zeitgeistes, der sich im Moment manifestiert. Nicht ohne Grund klingt hier vieles nach Apokalypse und Endzeit. Die Titel der Stücke erinnern an einen Schiffbruch, während das Orchester weiterspielt und das Szenario akustisch interpretiert und unterstreicht.
Improvisationsübungen erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der anderen Mitmusiker und die Konzentration auf das Geschehen im Allgemeinen. Und es erfordert eine gewisse Gelassenheit des Loslassens und des Vertrauens in die eigene Fähigkeit, sich des Geschehens bewusst zu bleiben – wie es ein Kritiker tun muss. Dieses Album ist eine tiefgehende Erfahrung, die die Intensität dieses Moments der eigenen Entstehung mit einem ironischen Augenzwinkern einfängt.

“Ein bezaubernder Soundtrack, jeder Klang, jede Atmosphäre, jeder Pinselstrich wird wie ein Porträt des Sturms empfunden, wie ein Turner, der mit jedem Schritt zeichnet und verschwimmt … dunkle Stille, Amnesie, unterschwellige kosmische Dämpfe.” (Bistu Rix)