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Mi. 17.11.2021 20:00 Uhr
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EX:IN präsentiert SAROOS

Obwohl sie so ziemlich jede Regel brechen, die Mr. Hornby einst über die einsame Kunst des Mixtape-Machens aufgestellt hat, hatten Saroos während der Arbeit am neuen Album doch genau diesen Begriff im Hinterkopf: Mixtape. Allerdings so, wie man ihn im Hip-Hop verwendet: Als klangliche Snackbox, lose verknüpftes Track-Sammelsurium, Kompendium von Ansätzen, die eher beiläufig entstanden sind, sich aber doch sofort richtig anfühlten. „OLU“ erscheint am 6. März 2020 via Alien Transistor. 
 
Während Hip-Hop-Vertreter inzwischen gerne das nichtssagende Wort „project“ für anstehende Veröffentlichungen verwenden, um so einen Bogen um ontologische Baustellen wie Album vs. Mixtape zu machen, halten es Florian Zimmer, Christoph Brandner und Max Punktezahl – sonst Mitglieder von The Notwist, Driftmachine, Lali Puna – dann doch eher klassisch: Auf dem Papier ist ihr 16 Tracks umfassendes „OLU“-Werk („Off Label Use“) nach wie vor ein Album. Dabei ist es so lose gestrickt, so unvermittelt entstanden wie ein Mixtape: kollektive Momentaufnahmen, spontane Schnappschüsse der letzten Monate. 
 
Indem sie den Titel „Off Label Use“ – was eigentlich bedeutet, Arzneimittel auf andere Weise zu verwenden, als auf dem Beipackzettel beschrieben – wiederum auf ihre Weise zweckentfremden, klingen Saroos hier so beweglich, agil und dehnbar wie nie zuvor. Ging es ihnen zuvor eher um größere konzeptionelle Zusammenhänge und die dazugehörige Homogenität, zeichnet „OLU“ eine sehr viel wildwüchsigere, ungebundenere, aus dem Moment gespeiste Energie aus. Gewichtige Science-Fiction-Referenzrahmen haben daher dieses Mal keinen Platz; stattdessen nutzen Saroos jene Art von Freiräumen, die man sonst eher in der Bomb Shelter erwarten würde, um sich immer wieder neu zu erfinden, gemeinsam immer neuen Sounds und Ideen hinterherzujagen, die plötzlich im Energiefeld der Band aufflackern sollten. 
 
Während sie die A-Seite „mit einem Killer lostreten, um erst mal für Aufmerksamkeit zu sorgen“ (was dann doch Hornbys/Cusacks Tape-Anleitung entspricht), pendelt sich das flatternd hallende Beat & Bass-Eröffnungsszenario namens „Quarantaine“ wunderbar ein und geht über in „Humdrum Rolloff“ – womit Saroos sogleich ihre eigenen Off-Label-Methoden andeuten: Stimmen werden hier zu Unterwasser-Schlingpflanzen. Ob es sich nun um majestätische Orientteppiche („Looney Suite Serenade“), Synthie-Snacks wie „End House Mario“ oder ein Triptychon von speakerboxxxxenden Experimenten namens „Cord Burn 1-3“ handelt, klang das Trio noch nie so befreit und spielerisch: Gerade diese neue Offenheit verschweißt die 16 Tracks zu einem echten 40-Minüter-Mixtape… 
 
Auf der B-Seite zischen dann die Hi-Hats von „Tatsu Jam“ – mit nicht mal vier Minuten noch immer der längste Track – sogar wie auf einem aktuellen Trap-Tape aus Hotlanta. Nach ein paar treibenden Hochdruck-Instrumentals („Scratch Pets“, „24h Love Gumbo“) und Ambient-Lichtstrahlen, eröffnet sich das nächste „Plateau“ (inkl. Mo’Wax-Vibes!) und rückt die Beats abermals in den Vordergrund („Tomorrow’s Kudos“), woraufhin das abschließende „Whirligig“ so wirkt, als ob Daniel Johnstons „Caspar The Friendly Ghost“ auf dem kommenden Oktoberfest etwas über die Stränge schlagen würde.