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Fr. 01.04.2022 20:00 Uhr
Kino

Klangwerk Neue Musik: Länder des Lächelns, Drittes und Viertes Land

Stücke für Tonband von Günter Peters

“Meine Tonbandmusik bewegt sich im Grenzbereich von Lautpoesie, Musique Concrète und Art Brut. Sie entstand aus der Lust, Atem-, Stimm- und Sprachklänge mit instrumentalen und elektroakustisch erzeugten Klängen zu verschmelzen und mit experimentellen Tonbandtechniken zu geheimnisvollen Prozessen und rätselhaften Gestalten zu formen. Zugleich geht durch die Stücke ein Zeitstrahl der Medienentwicklung, der von der Schellackplatte über das Magnetband bis zur Festplatte reicht.” …..

Günter Peters (1947 geboren) war bis 2010 Professor für Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz. Er lebt in Berlin und er forscht u.a. zum Prometheus-Mythos, zur Musik der Gegenwart sowie zur Geschichte und Poetik des literarischen Hörspiels.

Günter Peters präsentiert an diesem Abend Teile seiner brandneu erschienenen Doppel-CD “Länder des Lächelns” – die Stücke LeSon, Ici Bagdad  (Konzertfassung) und Brücke ins Dritte Land. Teils sind es Tonbandkompositionen, die er in jahrzehnteweisen Schüben bis in die Gegenwart hinein aus Klangmaterialien modelliert und in den 1960er-Jahren eingespielt hat, teils collagierte er ineinander verwobene und aufeinander projizierte Musik alter Schellackplatten.

“In Günter Peters‘ Kompositionen für Tonband – sollen wir sie Musik nennen? – tritt der Klang der Welt aus dem Schatten ins Licht. Es rauscht und rumort, es zuckt und es zischt, es rattert und schnattert, es jammert und klagt, es fiept und funkt, schillert und scherzt. Menschliche Stimmen, verzerrt, verfremdet, mischen sich mit technischen Klängen. Die Klang-Welt ist in Aufruhr wie die wirkliche Welt. Mühsam schwer, aber auch spielerisch leicht sucht sie sich eine Struktur, um sie im selben Moment wieder zu verwerfen. Dahinter, darin, darüber klingt das Unaussprechliche, was – nach dem französischen Philosophen Vladimir Jankélévitch – die Musik ausmacht. Nennen wir es also Musik.

Es ist Weltenklang im Weltenraum. Gewonnen aus den Abenteuern der eigenen Stimme, dem experimentellen Umgang mit Instrumenten und Apparaturen, auf Magnetband fixiert, mit Fundstücken aus dem Äther kontrapunktiert –Kurzwellenklängen, Stationsansagen, dem Bruchstück einer Hörspielszene –, lässt der Komponist im Prozess vielfältiger Tonbandoperationen nie gehörte Klanggestalten entstehen, die aus der Reflexion der einen andere Realitäten schaffen. Sie fügen sich zu einem mal dunklen, mal helleren, mal wild zerklüfteten, mal sanft zerfließenden Klanggemälde, das die Welt selbst und unser Nachdenken über die Welt in aller Widersprüchlichkeit ver- und damit betont.

Text: Matthias Zwarg, 2021

Eine Veranstaltung von Das Ufer e.V., gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Stadt Chemnitz. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Tickets: AK 12€ / 8€ ermäßigt