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Do. 14.07.2022 20:00 Uhr
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Lesung »Die Rückkehr der Tiere« [20220714]

Kindheit in Karl-Marx-Stadt, konforme Jugend in der DDR, Zusammenbruch des Sozialismus — zuletzt: was von ihm übrig bleibt. Jan Kuhlbrodt erschreibt sich diese Rückkehr. Anhand von Büchern, die immer neu sortiert sein wollen, dem Blick ins Internet und aus dem Fenster entsteht ein Gedicht — eine Geschichte, die Geschichte, die immer auch unsere Geschichte ist. Geschrieben wird sie von Menschen, bewohnt von Tieren: Ausgestorben geglaubt kehren Wolf und Luchs zurück, während Waschbär und Nutria aus verlassenen Pelzfarmen entfliehen. Das Gedächtnis wird zu Schlieren, die Guppys in ihrem Aquarium an die Decke werfen: Es ist da, aber nicht ganz verstehbar. Ein Loch, durch das die Zeit rieselt, durch das Kosmonauten die Sphäre verlassen, zum Punkt, an dem die Gesetze der Geschichte brechen. »Die Rückkehr der Tiere« ist keine Nostalgie, es ist ein völlig neuer Blick auf die Nahtstellen der Geschichte, die Kuhlbrodt in seinen Artenkosmos einschreibt.

Jan Kuhlbrodt, wurde 1966 in Karl-Marx-Stadt (ehemalige DDR) geboren. Nach seiner schulischen Ausbildung und der Militärzeit bei der NVA studierte er Politische Ökonomie an der Karl-Marx-Universtät Leipzig. Nach dem Zusammenbruch der DDR wechselte er an die Goethe-Universität Frankfurt, um dort Philosophie und Soziologie zu studieren. 1995 beendete er die Studien mit einem MA und arbeitete im Anschluss in einem Projekt mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Von 1997 bis 2000 studierte er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Anschließend folgten zahlreiche Veröffentlichungen und die Tätigkeit als Redakteur für EDIT und Ostragehege sowie Lehraufträge und Gastprofessuren. Er ist Mitherausgeber der Reihe Neue Lyrik im Verlag Poetenladen. Heute lebt er als freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber in Leipzig. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Im Verlagshaus Berlin erschienen zuletzt von ihm »Im Verborgenen. Gedichte von Konstantínos Kaváfis« (2016), »Kaiseralbum« (2015) und »Stötzers Lied« (2013).

Klaus Walter, geboren 1964 in Glauchau, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte von 1984 bis 1989 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei D. Burger und A. Rink.