Lade Veranstaltungen
  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Do. 16.05.2019 20:00 Uhr

Spielvereinigung Sued + Brigade Futur III [20190516]

Jazz-Überfallkommando macht Lust auf Zukunft

Die Leipziger Spielvereinigung Sued hat in der Brigade Futur III Verstärkung gefunden und das Weltecho zum Jubeln gebracht.

“Was ist schon braunes Gedankengut,/wenn es so lecker schmecken tut./Der Eine find’s ein bisschen schade,/dem Andern ist es Schokolade.” Man muss mitunter zweimal hinhören, wenn Elia Rediger von der Brigade Futur III singt. Nicht nur, weil die Akustik am Donnerstagabend im Weltecho nicht immer ganz klar ist, auch, weil sich in den Texten des Berliner Quartetts die Widerhaken hinter süffisantem Schlagergesäusel, verfälschten Politiker-Originaltönen und vor allem dem gewaltigen Sound der Leipziger Spielvereinigung Süd verstecken.

Die originelle Bigband sucht sich immer wieder Partner und mit Futur III hat sie einen ihrer besten gefunden. Die Jungs, die im spartanischen Schick der von Modedesigner Daniel Kroh aufgewerteten abgelegten Arbeitskleidung, also im Blaumann, auftreten, geben dem Jazz, was er so deutlich selten hat: Kraft, Frechheit, Vielfalt, Hinter- und Doppelsinn, sarkastischen Zynismus, gepaart mit einer zarten Melancholie, die sich als klagende Klezmer-Klarinette ins Blechgebläse mischt. Manchmal klingt auch Südamerikanisches an, manchmal rockt es, dass es die etwa 30, 40 Gäste kaum auf ihren Sitzen hält, manchmal klingt es nach Pop, um gleich darauf wieder zappaesk zu drohen und zu dröhnen.

Manchmal stürmen die knapp 20 Musiker wie eine Straßengang voran, die ein verschlafenes Viertel überfallartig aus der Lethargie reißen will, manchmal murmeln sie wie ein resigniertes Ballhausorchester, das mit Mühe seinen letzten Auftritt über die Bühne bringt, manchmal sind sie eine Rockband mit zu vielen Gästen, die nicht alle Noten abbekommen haben. Ihrem Namen gemäß beschäftigt sich die Brigade Futur III meistens mit derselben – und für die sieht sie schwarz: “Freiheit ist ein Buch mit sieben Siegeln”, “Ha’m nicht viel zu erwarten,/als ein Ende mit Schrecken”. Und nach Norwegen fährt kein Zug, obwohl es da “Ein Audi und 6000 Euro Begrüßungsgeld” gibt. Sie vergleichen “Primaten” mit “Tomaten”, sind “Traurig und gekränkt,/weil die Welt dir nie was schenkt”, raten aber: “Sei du es, der an dich denkt.” Sie denken auch an den 2005 verstorbenen Kabarettisten Hans-Dieter Hüsch, dessen “Es ist spät in Europa” sie intonieren – um am Ende dann doch optimistisch zu konstatieren: “Alles wird gut gegangen sein”. Mit solch fantastischer Musik bestimmt – es gab sehr viel Applaus.