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Von Spiegel-Pfeifen und Tenorgeln | Schloßkirche Chemnitz
Familienkonzert im Rahmen der Reihe KLANGWERK – Neue Musik in Kooperation mit Das Ufer e.V. anlässlich des Jubiläums “40 Jahre Komponistenklasse Dresden” im Festjahr SCHÜTZ22
Orgel: Ivan Terekhanov (Strasbourg), AuditivVokal Dresden – Leitung: Olaf Katzer
Moderation: Clemens Kersten (Theater Chemnitz)
Gefördert vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Eintritt 12,-/ 8,- , Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt
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„Von Spiegel-Pfeifen und Tenorgeln“
Neue Musik für Orgel und Vokalensemble von komponierenden Kindern und Jugendlichen aus Dresden und Strasbourg
Was haben ein Komponist, der vor 350 Jahren verstorben ist, und Nachwuchskünstler von heute gemeinsam? Damals wie heute kommt man mit Begeisterung, Offenheit und Neugierde besser durch die Welt. Das gilt für Heinrich Schütz ebenso wie für die Schülerinnen und Schüler der Komponistenklasse Dresden. Seit deren Gründung 1982 durch Hans J. Wenzel werden hier komponierende Kinder und Jugendliche gefördert.
So wie der Europäer Heinrich Schütz die musikalischen Entwicklungen seiner Zeit förmlich in sich aufsog und daraus eine eigene, meisterhafte Tonsprache entwickelte, beschäftigen sich die Jungkomponisten alljährlich intensiv mit Musik, Literatur und Kunst aller Epochen und setzen sich in ihren Stücken mit speziellen Themen, Gattungen, Instrumenten auseinander. Seit längerem pflegen sie dabei den kreativen Austausch mit Kompositionsschülern aus Strasbourg. Und so arbeiten auch im Jubiläumsjahr Komponierende und Interpreten aus Dresden und der Partnerstadt Strasbourg zusammen.
Unter Anleitung der Komponisten Silke Fraikin, Johannes Korndörfer, Annette Schlünz und Bernd Schumann hatten die Zehn- bis 18-Jährigen erstmals Gelegenheit, für Orgel und Vokalensemble zu komponieren. Gemeinsam mit AuditivVokal Dresden und dem jungen Organisten Ivan Terekhanov vom Konservatorium Strasbourg (Orgelklasse Prof. Johann Vexo) haben sie ihre neuen Werke in Workshops und Proben erarbeitet und fiebern nun der Uraufführung entgegen. Entstanden ist ein vielseitiges und humorvolles Programm:
Für seine „Weltreise“ mit fünf Sängern und Orgel hat Johannes Mehler (geb. 2011) ein Gedicht von Ulrike Schuster vertont, welches ihm die Berliner Autorin extra dafür geschrieben hat. Cedric Haß (geb. 2011) ist die Melodie zu seinem Stück „Tigerlein“ beim Geige üben eingefallen. Den Text zu diesem Einschlaflied für einen Babytiger hat er selbst erfunden.
Ein Gedicht von Goethe inspirierte Lilly Bauer (geb. 2008) zu ihrem „Waldspaziergang“ für Orgel und drei Frauenstimmen. „Spiegel-Pfeifen“ nannte Elias Krauße (geb. 2006) sein Werk, in dem fünf Sänger versuchen, die Orgel zu imitieren. Leonore Bicher (geb. 2011) komponierte „U9-Ringbahn“ nach einem Gedicht von Ander Ski, das von einer U-Bahnfahrt durch die Berliner Spichernstraße handelt. „Dort ist ein kunstvolles Fliesenmuster an der Wand, welches Inspiration für die Orgelstimme war“ – verrät die Komponistin. Silas Geiert (geb. 2010) hat für das Projekt ein szenisches Stück geschrieben, bei dem Sänger und Dirigent auch schauspielerisch in Aktion treten.
Von Ben Weikelt (geb. 2006) ist das Orgelstück „Vivu la viro en la blua ĉapelo“ (Es lebe der Mann mit dem blauen Hut) zu hören. Ebenfalls ein Solostück für Orgel steuert Lou Gitz (geb. 2009) bei. Weitere Werke aus Strasbourg bereichern das Programm, darunter eine Gemeinschaftskomposition von Charline Lesaffre Cognat, Eden Voiturez Tolstoi, Mathis Timmel und Lou Gitz.
„Liebe Leute unsre Orgel funktioniert heut nicht“ heißt es schließlich in „Die kaputte Tenorgel“ mit Text und Musik von Gawein Bicher (geb. 2008). „Aber, liebe Leute, Sie haben ja noch mich!“ kontert der Tenor. Der Organist ist entnervt und die Sänger versuchen, die Situation zu retten… Wie das wohl ausgeht?
Der weitgereiste Heinrich Schütz war immer offen für neue Einflüsse und hat über Grenzen hinweg gedacht und gewirkt. Die Verbindung nach Strasbourg hätte ihm sicher gefallen! Die Orgel nahm nicht nur als Continuo-Instrument eine wichtige Stellung in seinem Schaffen ein, er wurde auch als Fachmann für Orgelfragen zur Begutachtung und Disposition neuer Orgeln herangezogen. Vielleicht hätte man ihn gar in Sachen „Die kaputte Tenorgel“ um Rat bitten können?
Weitere Informationen zum Programm, den jungen Komponisten und ihren Werken sind in einem separaten Programmheft zu finden, das zum Konzert erhältlich sein wird.