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Sa. 24.08.2019 20:00 Uhr

Von Schmetterlingen und Drachen [20190824]

Textile Schätze südchinesischer Bergvölker

Kleidung hat in allen Kulturen eine große Bedeutung, offenbart eine Volks-, Stammes- oder Gruppenzugehörigkeit, ist Ausdruck einer internationalen Modeströmung. Sie sagt nicht nur etwas über die gesellschaftliche Stellung des Trägers aus, sondern kann ebenso ein Zeichen von Individualität und persönlicher Abgrenzung sein.

China blickt auf eine jahrhundertelange textile Tradition zurück. Speziell die kunstvollen Arbeiten der südchinesischen Bergvölker sind prächtig und farbenfroh gestaltet und überbieten sich in ihrem Formen- und Materialreichtum . Flora und Fauna liefern die Muster für Festtagsskleider, Babytragetücher, Schmuckdecken, Kopfbedeckungen und Schuhe. Häufig verwendet man Drachen – und Schmetterlingsmotive aus der noch lebendigen Mythologie. Eingebunden in den Kreislauf der Natur bestimmen Fruchtbarkeitsgötter, Geister und Dämonen unter dem Einfluss von Schamanen das Leben von der Geburt bis zum Tod. Davon künden Architektur mit Trommeltürmen, Wind- und Regenbrücken, Musik, Tanz und Dichtung, Silberschmuck und besonders Web- und Stickkunst.

Erkennbare Formen der Stickarbeiten wie Phönix, Pfau, Granatapfel, Chrysantheme, Päonie und Lilie entwickelte man im Lauf der Zeit auch zu stilisierten geometrischen Mustern. Oft erzählt die Symbolik in Ermangelung einer eigenen Schrift dem Kundigen die Geschichte und den Alltag der Stammesangehörigen. Jeder Stich soll nach strengen Regeln als heiliger Akt unter Beobachtung der Ahnen bestens ausgeführt werden. Die Nadel zeichnet das Muster, der Faden schafft die Farben. Die phantasievolle Gestaltung der Textilien spiegelt die Kreativität und Leidenschaft der Bergvölker Südchinas auf eine ganz besondere Weise wider.

Friedhelm Petrovitsch dokumentiert seit 2003 auf seinen Reisen in die Provinzen Yunnan, Guanxi, Guizhou und Sichuan das Leben der 56 von der chinesischen Regierung offiziell anerkannten Ethnien nicht nur durch beeindruckende Fotografien, sondern auch mit einer umfangreichen Sammlung von Textilien, die er in Ausstellungen Kulturinteressierten zugänglich macht. Dabei wurde er bisher im Zuge eines breit gefächerten Kulturaustauschs unterstützt von den Chinesischen Generalkonsulaten in Frankfurt und Düsseldorf sowie den Konfuzius Instituten Berlin, Stralsund, Hannover, Erfurt, Erlangen, Heidelberg, Trier, Düsseldorf, München, Graz und Wien.